Meine Gedanken über...2020

Für viele war 2020 kein gutes Jahr. Für mich war es solala. Ich fand es nicht so schrecklich, wie viele, die ich kenne. Perfekt war es aber auch nicht. Aber wann hat man schonmal 365 bzw 366 Tage hintereinander, die alle perfekt sind?
Das große Thema dieses Jahr war definitiv Corona. Ich habe mich da eher auf die positiven Seiten konzentriert. Für mich waren aber auch die Einschränkungen nicht groß. Ich liebe es, wenn ich einfach nur zu Hause sein kann, ich bin auch nicht gern in großen Gruppen unterwegs. Ich reise nicht und beruflich gab es für mich auch keine Einschränkungen. Im Gegenteil, ich liebe es, dass gerade keine Kunden in den Laden dürfen, weil der Kundenkontakt für mich immer purer Stress ist (ich weiß, absolut den Beruf verfehlt, aber deshalb studiere ich ja auch). Das ist schon das nächste: Ich liebe das Online Studium. Ich muss normalerweise ca. eine Stunde mit verschiedenen Verkehrsmitteln zur Uni fahren, manchmal nur für eine Vorlesung und dann den ganzen Weg wieder zurück. Jetzt brauch ich 5min, um den PC hochzufahren und bin bereit. Ich habe viel mehr Freizeit und ich liebe es! Ich lerne auch viel mehr als im Präsenzunterricht, weil nicht mehr nur meine Anwesenheit reicht, um einen Teilnahmeschein zu bekommen. Ich bin nunmal sehr faul und wenn ich nichts tun muss, dann tu ich auch nichts. Jetzt muss ich und ich kann es mir zeitlich flexibel einteilen. Ich konnte dieses Jahr viel mehr neben der Uni arbeiten, weil ich bei der Uni kaum an feste Zeiten gebunden bin, dadurch kann ich mir in den Semesterferien von meinen Überstunden mal wirklich frei nehmen.
Auch die Maßnahmen wie Maskenpflicht, Abstand halten und Hygiene sind für mich kein großer Einschnitt. Meine Hände wasche ich sowieso immer wenn ich nach Hause komme und wenn ich etwas angefasst habe, von dem ich nicht weiß, wer es noch in der Hand hatte. Und vor dem Essen ist es auch selbstverständlich. Ich lüfte auch so ziemlich den ganzen Tag (mit Kälte hab ich zum Glück gar keine Probleme). Ich fasse andere Menschen auch nicht gerne an. Auf Hände schütteln und vor allem Umarmungen kann ich also sehr gut verzichten, auch unabhängig von Corona oder anderen Krankheiten. Genauso kann ich es auch nicht leiden, wenn mir jemand zu nahe kommt. 1,5 Meter müssen es normalerweise nicht sein, aber so vier fünf Schritte Abstand hätte ich schon gerne zu meinen Mitmenschen, damit ich frei Atmen kann.
Und ich persönlich hätte die Maske sehr gerne auch nach den Corona Maßnahmen noch weiter in der S-Bahn oder auch beim Einkaufen. Ich fand es nämlich schon immer ekelhaft, wie in der Öffentlichkeit jeder rumrotzt und hustet und alle drumherum ansteckt. Außerdem finde ich meine Masken sehr bequem, ich hatte noch nie bessere Haut und ich muss nicht mehr so oft gekünstelt Lächeln.
Ich klinge wie ein pessimistischer Einsiedler, aber für mich war dieses Jahr was die Punkte angeht wirklich super.
Ich weiß, dass sehr viele Menschen besonders beruflich unter den Einschränkungen leiden und ich befürworte auch nicht alle Entscheidungen, die getroffen wurden. Z.B. fand ich dieses "Lockdown-Light" überflüssig. Während der Einzelhandel und Privatfeiern das Problem waren und sind, mussten Gastronomie und Veranstaltungsbranche leiden. Den Sinn hab und werde ich nicht verstehen. Ich arbeite im Einzelhandel und bekomme mit, wie dumm und egoistisch sich manche Menschen verhalten, zum Glück die wenigsten, aber wir haben in den Geschäften nicht die Möglichkeit Personalien aufzunehmen und so Infektionsketten aufzuklären.
Aber genug davon. Ich werde (hoffentlich bald) noch einen Post zu diesen Idioten und zu Verschwörungstheorien machen, ich hatte dieses Jahr nämlich das "Vergnügen" mit ein Paar von diesen Leuten zu diskutieren oder sowas in der Art. 

Dieses Jahr hat mich immer wieder mit einem Thema konfrontiert, das ich gerne mit einem "so ist es nunmal" abtue, was mir aber in Wirklichkeit riesige Angst macht. Dieses Jahr musste ich oft mit dem Tod klarkommen lernen. Innerhalb meines Familien- und Bekanntenkreises sind sechs Menschen gestorben und noch einige mehr im erweiterten Bekanntenkreis. Ich bin 24, da hat man i.d.R. noch nicht viel Erfahrung mit dem Thema. In meinem Leben waren vor diesem Jahr überhaupt erst vier Menschen gestorben, die ich kannte und dann kam es dieses Jahr Schlag auf Schlag.
Am schwersten war es für mich zu verstehen, dass manchmal der Tod die bessere Alternative zum Leben ist. Der Verlust, der mich bis vor diesem Jahr am schwersten getroffen hatte, war der meines Opas. Es war damals zwar krank, aber nicht sterbenskrank und deshalb kam es sehr plötzlich. Ich konnte mich nicht verabschieden und ich habe es auch nicht verstanden. Ich denke jetzt fast vier Jahre später immer noch sehr viel darüber nach, warum er gestorben ist und dass es nicht hätte sein müssen. Anders war es dieses Jahr. Meine Oma war schon ein Jahr krank und zwischendurch kam immer wieder der Moment, in dem man dachte, jetzt ist es vorbei. Wir konnten ausführlich mit ihr darüber sprechen. Ich wusste, dass es für sie ok war, dass sie es akzeptiert hat und dann konnte ich es auch akzeptieren. Trotzdem kam es schneller als wir dachten und natürlich war es wieder schwer zu verstehen, warum es jetzt sein muss. Aber am Ende war es einfacher. Und ich weiß, dass sie nicht mehr konnte und nicht mehr wollte und das letzte was ich gewollte hätte, wäre, dass sie sich quält, nur damit wir sie länger haben. Das ist etwas, das ich noch von meiner Oma gelernt habe. Weil sie genau dasselbe zu ihrer kleinen Schwester gesagt hat, die ein paar Monate vor ihr gestorben ist. Es gibt Krankheiten auf dieser Welt, die machen den Menschen so kaputt, dass die Schmerzen und die Qual weder für den Erkrankten noch für die Angehörigen erträglich sind und dann ist es eben Zeit zu gehen. 

Gerade weil ich dieses Jahr viel Zeit allein verbracht habe und mich mit dem Tod befassen musste, habe ich mich auch charakterlich weiterentwickelt. Ich bin konsequenter geworden. Das auch vor allem, weil ich auf der Arbeit die Regeln streng durchsetzten muss. Meine Kollegen sagen inzwischen manchmal, dass ich ihnen Angst mache. Aber diese Regeln gibt es nicht ohne Grund und deshalb mache ich auch keine Ausnahmen. Jede Ausnahme kann jemanden das Leben kosten, um es mal für den Härtefall zu formulieren und deshalb sehe ich keinen Grund für Ausnahmen. Und das habe ich auch auf mein Privatleben übertragen. Schon lange lebe ich nach dem Motto, wenn mich etwas glücklich macht, dann tu ich es, wenn mich etwas unglücklich macht, dass lass ich es. Aber ich war nicht konsequent dabei. Früher als Teenager war ich etwas zu hart in der Urteilsfällung, was nun zu glücklich und was zu unglücklich gehört und habe viele Dinge und Leute von mit gestoßen, die mich wahrscheinlich gar nicht unglücklich gemacht hätten. In den letzten Jahren ist mir das aufgefallen, allerdings habe ich dann zu viel zugelassen und jetzt versuche ich ein Mittelmaß zu finden. Ich will kein Leben führen, in dem ich mich zu irgendwas zwingen muss. Natürlich gewisse Dinge muss man einfach tun, aber alles, was ich beeinflussen kann, möchte ich so entscheiden, dass ich alles, was ich tue auch will. Ergibt das irgendwie Sinn?
Ich nenne mal ein paar Beispiele. Auf der Arbeit habe ich es beispielsweise meistens hingenommen, wenn einer meiner Kollegen etwas falsch gemacht hat, womit ich dann Arbeit hatte. Weil ich mir dachte, es ist ein Einzelfall und bevor ich jetzt eine Diskussion anfange, hab ich mich auch schon drum gekümmert. Aber jedes Mal hab ich den Ärger darüber in mich reingefressen und glücklich war ich definitiv nicht. Jetzt kümmere ich mich um die Beseitigung des Fehlers, sage meinen Kollegen aber auch, dass das nicht in Ordnung ist und mich das stört. Klar, die Arbeit hab ich so oder so, aber ich kann meinen Ärger rauslassen und ob meine Kollegen daraus für die Zukunft lernen oder nicht, ist mir dann egal. Dann gibt es beim nächsten Mal eben wieder Anschiss.
Auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis hab ich etwas aufgeräumt. Normalerweise wenn ich eine Meinungsverschiedenheit mit jemandem habe, dann lass ich das eine gewisse Zeit lang einfach ruhen, bis alle sich wieder beruhigt haben und dann kann man nochmal vernünftig drüber reden und gut ist. Ich bin der Meinung, dass in Streitsituationen meistens verzerrte Wahrnehmungen beiderseits zur Eskalation führen. Mit etwas Abstand entspannt es sich i.d.R. dann wieder. Allerdings hatte ich schon vorher gewisse Situationen, die für mich einen Schlussstricht bedeuten. Das sind Unehrlichkeit, Ignoranz und Intoleranz. Das sind Charaktereigenschaften, die ich absolut nicht leiden kann und bei denen für mich auch keine freundschaftlich Beziehung zu der Person möglich ist. Dieses Jahr musste ich aber feststellen, dass ich nicht nur auf Basis dieser Eigenschaften entscheiden kann, wer mir guttut und wer nicht. Dabei hat mir eine Freundin geholfen, die selbst erst vor kurzem gelernt hat, sich auf die positiven Seiten des Lebens zu konzentrieren und die negativen zu streichen. Ich habe dieses Jahr einige Freundschaften beendet, weil ich nicht wertgeschätzt wurde, weil wir nicht mehr auf derselben Ebene mit einander gesprochen haben, weil das Pflegen der Freundschaft zur Arbeit wurde etc., nur weil eine Freundschaft schon lange besteht oder man wichtige Meilensteine zusammen erlebt hat, heißt das nicht, dass man ewig Energie dafür aufbringen muss, wenn man sich auseinandergelebt hat. Das mag für manche dieser Personen plötzlich gekommen sein, sicher denken auch ein paar, ich hätte eine lange Freundschaft wegen einer Kleinigkeit beendet, obwohl die Kleinigkeit nur dass Fass zum Überlaufen gebracht hat, aber warum sollte ich mich weiter damit beschäftigen. Es klingt vielleicht etwas egoistisch, aber ich will nicht irgendwann alt sein und auf ein Leben zurückblicken, in dem ich meine Zeit für Menschen verschwendet habe, die mir nicht guttun. 

So genug jetzt von meinem Pessimismus, der mich eben glücklich macht 😅

Ich wünsche einen guten Rutsch. Silvester gibt es jedes Jahr, da kann man ein Mal an die denken, die es nächstes Jahr auch noch miterleben wollen. Soll heißen: bleibt bitte zu Hause. Aber die meisten sind da ja zum Glück eh vernünftig. Ich werde es dieses Jahr besonders genießen. Ich geh nämlich an Silvester immer früh ins Bett, werde dann aber von den einfach nur laufen und überhaupt nicht schönen Böllern und meinen verschreckten Katzen geweckt. Das gibt es dank Böllerverbot dieses Jahr nicht und wenn es nach mir ginge und der Umwelt und den Tieren und vielen anderen Menschen auch nie wieder (leider geht es nicht nach uns, sondern dem guten alten weißen Mann, der gerne böllert 😒)

Tschüssikowski, bis nächstes Jahr!

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