Meine Gedanken über...Corona

Es ist Samstag Mittag, der vorletzte Tag meines Urlaubs, meines ersten richtigen Urlaubs seit fast zwei Jahren, auf den ich mich monatelang gefreut habe, für den ich viel geplant hatte. Trotzdem sitze ich jetzt zu Hause und saß auch die ganze Woche zu Hause. Ich bin nicht nach Berlin gefahren, ich bin nicht ins Musical gegangen, ich habe keine Freunde getroffen, die ich ewig nicht gesehen habe und ich habe auch nicht die vielen Sonnenstunden im Park verbracht. Ich habe die ganze Woche auf dem Balkon gesessen, gelesen und mit meinen Katzen gespielt. Und ich habe es gern getan. Für meine Gesundheit, für die Gesundheit anderer und vor allem zum Schutz. 
Eigentlich wollte ich hier nichts über das aktuelle Thema schreiben. Momentan hat man ja kaum noch die Chance, von etwas anderem zu hören oder zu lesen. Aber die letzten Tage habe ich auch damit verbracht, zu lernen. Ich habe viel über über Viruserkrankungen gelesen, über Geschichte, in der wir mit anderen Pandemien konfrontiert waren, über Gesetze zum Schutz der Existenzgrundlage von Arbeitnehmern und Selbstständigen. Und währenddessen habe ich natürlich, wie viele, die Nachrichten verfolgt. Habe jeden Tag die steigenden Infektionszahlen gesehen, die Todeszahlen. Gestern Mittag gab es laut der sogenannten "Corona-Map" ca. 16500 Infizierte und 44 Todesfälle. Wenn ich jetzt in diesem Moment nachsehe sind es 20581 Infizierte und 72 Tote. Es liegen nicht einmal 24 Stunden zwischen diesen Zahlen und noch immer laufen Menschen draußen rum und tun so als wäre nichts, als würden alle nur übertreiben und argumentieren mit den Zahlen der Grippeinfektionen. Oder husten absichtlich Leuten ins Gesicht. Und dann gibt es noch die, die sich in überfüllte Supermärkte begeben, weil sich zu ihren 30kg Nudeln und den zehn Packungen Toilettenpapier noch mehr gesellen müssen, weil sie glauben, genug Essen und Hygieneartikel würden sie vor einem unsichtbaren Feind schützen, dem sie sich bei jedem Einkauf aufs Neue ausetzen. 
Mich macht das wütend und traurig und ich frage mich auch, was mit unserer Gesellschaft nicht stimmt, dass diese beiden Personengruppen existieren und auch noch in so großer Zahl.
Und deswegen schreibe ich hier jetzt doch etwas darüber, auch wenn ich weiß, dass das nichts ändert, dass diese Idioten das hier sowieso nicht lesen und wenn doch, gar nicht kapieren. Aber ich weiß nicht, was ich sonst noch tun kann während ich mir ansehe, wie immer mehr Menschen sterben, die nicht hätten sterben müssen. Ich versuche das hier ein wenig zu ordnen, damit es nicht komplett ausartet. Ich gewähre aber nicht, dass ich mich nicht auch irren kann, dass ich auch duch Unwissenheit Meinungen gebildet habe, ich bin keine Expertin, ich bin nur eine Bürgerin, die sich selbst Informationen gesucht hat, um sich ein Bild von der Situation zu machen. 

Ich fange auch gleich mit dem ersten Thema an, in dem ich definitiv keine Expertin bin. Aber ich habe mir Aussagen von Experten durchgelesen und mir daraus eine Meinung gebildet. Es geht um das beliebte Argument "Bei der Grippe macht auch keiner so einen Aufstand und daran sterben viel mehr Menschen". 
Grundsätzlich stimmt diese Aussage, wenn man aber mal genauer forscht kommt man zur Erkenntnis, dass man das so nicht ohne Weiteres sagen kann. Bei meinen Recherchen habe ich mehrere Berichte gefunden (einen davon, den ich am verständlichsten fand, habe ich unten verlinkt), die sagen, dass man die Fallzahlen der Grippe nicht einfach mit denen von Corona vergleichen kann. Denn sie werden auf unterschiedliche Weise erhoben. Grippe zahlen werden verzeichnet, indem man die Zahl der Todesfälle zur Grippesaison mit denen des restlichen Jahres vergleicht, die Differenz wird dann als Todesfall durch Grippe verzeichnet. Würde es aber jetzt genau zur Grippesaison zufälligerweise vermehrt zu Todesfällen durch beispielsweise Krebs kommen, dann würden auch die als Grippetode verzeichnet werden, obwohl sie es gar nicht sind. Diese Methode verzeichnet also ein wenig mehr Todesfälle, als es wohl tatsächlich sind. Das werden nicht viele sein, aber trotzdem sollte man das nicht außer Acht lassen. Bei Corona hingegen verhält es sich genau andersrum. Die Methode, die für die Corona Fälle angewandt wird, hat nämlich das Problem, dass dadurch zu wenig Todesfälle erfasst werden. Bei Corona werden nämlich nur die Fälle gezählt, die auch als solche gemeldet wurden. Stirbt nun aber ein älterer Mensch und wurde zuvor nicht positiv auf Corona getestet, so wird sein Tod auch nicht in die Statistik aufgenommen. Einzige Möglichkeit wäre, durch eine Autopsie das Virus nach dem Tod nachzuweisen. Doch die wenigsten Familien nehmen diese beim Tod eines älteren Menschen in Anspruch und sie wird nur auf ausdrücklichen Wunsch der Familie durchgeführt (bei natürlichen Toden). Daher ist die Dunkelziffer wohl recht hoch. 
Und dann kommt noch hinzu: Die Grippe gibt es ca. seit dem 12. Jahrhundert, doch erst viele Jahrhundete später (da habe ich verschiedene Zahlen gefunden, aber nichts lag vor dem 19. Jahrhundert) wurde die Virus Erkrankung medizinisch festgestellt. Das heißt also, dass die Grippe mindestens 7 Jahrhunderte Zeit hatte, sich unter der gesamten Weltbevölkerung zu verteilen. Natürlich sind die Infektionszahlen jetzt auch höher als bei bei Corona welches erst im Herbst des letzten Jahres in China erstmals nachgewiesen wurde. Ja, Sars und auch Corona gibt es schon wesentlich läger. Aber die mutierte Form COVID-19 ist offiziell erst vor knapp 6 Monaten das erste mal entdeckt. Bestimmt sind schon vorher Menschen damit infiziert gewesen, aber den starken Verlauf gibt es erst seit einem halben Jahr. Die Grippe gibt es bereits über 900 Jahre, offiziell maximal 200 Jahre. Das kann man nicht vergleichen! Ob nun die Grippe oder Corona tödlicher verlaufen, darüber können Experten noch keine Auskunft geben. Fakt ist aber, dass Corona durch die lange Inkubationszeit (zwischen 4 und 14 Tagen, im Vergleich zur Grippe mit 2-5 Tagen) leichter verbreitet wird, ebenso auch durch die Tatsache, das Menschen, die nicht zu den Risikogruppen gehören, oft kaum bis keine Symptome haben. Heißt also: Wenn ein Mensch mit Grippe infiziert ist, bewegt er sich maximal 5 Tage uneingeschränkt in der Öffentlichkeit, wo er andere Menschen anstecken kann. Bei Corona sind es maximal 14 Tage und vielleicht sogar noch mehr, wenn er keine Symptome entwickelt. Ich glaube nicht, dass es nötig ist darauf hinzuweisen, dass in 14 Tagen mehr Menschen angesteckt werden können als in 5. Ich gehe hier übrigens von vernünftigen Menschen aus, denn auch für die herkömmliche Grippe herrscht in Deutschland meldepflicht und auch bei dieser sind die Menschen angewiesen bei Erkrankung soziele Kontakte zu meiden. Das haben nur viele vergessen. Denn in Deutschland gilt es ja als vorbildlich, wenn man trotz Krankheit arbeiten geht. Dabei wären dumm, fahrlässig und rücksichtslos treffendere Adjektive. 

Das bringt mich dann auch zum nächsten Punkt: Unsere Gesellschaft. 
Ich bin auch freiheitsliebend. Ich mag es auch nicht wenn ich Anweisungen oder Aufgaben mit "muss" oder "soll" gesagt bekomme. Aber es gibt einen Unterschied zwischen unabhängig/frei und ignorant. Ja, ein großer Teil der Bevölkerung wird an Corona nicht sterben, aber sind deswegen diejenigen, für die es gefährlich ist, egal? Muss man das Virus wirklich weiter verbreiten, indem man sich weigert Abstand zu halten oder im schlimmsten Fall sogar an einer Corona-Party teilnimmt. Nehmen wir mal wieder ein Beispiel. Eine ca. 40 jährige Person sieht sich selbst nicht als gefährdet und nimmt die Maßnahmen nicht ernst. Jetzt geht diese Person weiterhin raus, trifft sich mit Menschen und betreibt keine ordentliche Handhygiene (die übrigens auch ungeachtet von Corona wichtig ist, manche Menschen sind echt eklig), diese Person steckt sich mit ihrem Verhalten an. Das ist ihr aber egal, weil sie bekommt nur einen leichten Krankheitsverlauf und wird nicht daran sterben. Jetzt geht diese Person einkaufen. Hustet rum, fasst alles an. Steckt Menschen an. Menschen, die an der Krankheit sterben können. Es sind nicht nur die Alten, es sind auch Allergiker, Leute mit Asthma betroffen, Menschen mit Herz- Kreislauferkrankungen, ja sogar die, die Schuppenflechte oder Neurodermitis haben. Jene, die von Geburt an ein schwaches Immunsystem haben aus welchem Grund auch immer. Junge Menschen, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben, Eltern und Großeltern, Familienmitglieder. Einfach Menschen, deren Leben nicht einfach enden muss, wenn ein paar Vollidioten nicht so egoistisch wären. 72 Menschen sind aktuell in Deutschland nachgewiesen an Corona gestorben, 72 Menschen, deren Leben einfach so vorbei ist. Weil andere sich egoistisch verhalten. Klar, im Vergleich zu den tausenden in Italien und China klingen 72 nicht schlimm, aber das waren 72 Großmütter, Großväter, Eltern, Freunde, Geschwister. Menschen, die sich auf Ostern gefreut haben, vielleicht schon Wünsche für ihren nächsten Geburtstag hatten oder auch einfach nur auf das Erscheinen des neuen Buches ihres Lieblingsautors gewartet haben. Menschen, die noch etwas vorhatten, die noch nicht fertig waren. Und die jetzt dazu gezwungen wurden, nur weil andere es nicht mal schaffen zu Hause zu bleiben. Dieser Artikel (Wir brauchen eine Corona Pause) fasst meine Gedanken dazu eigentlich sehr gut zusammen, denn es ist wirklich einfach nur Egoismus, der Leben kostet. Und wenn es ein einer wäre, der gestorben wäre, er wäre wichtig und keinem steht es zu das Leben anderer unter das eigene Bedürfnis zu stellen die Sonne zu genießen. Diese Menschen können auch im Sommer noch die Sonne genießen, sie können sie nächstes Jahr und das Jahr darauf genießen. 72 Menschen können das jetzt nicht mehr und tausende weitere in anderen Ländern auch nicht. 

Damit bin ich beim letzten Punkt, den ich noch ansprechen möchte. Nein, es sind nicht die Hamsterkäufe, dass sie bescheuert und egoistisch sind, sollte inzwischen jedem klar sein. Ich weiß, dass das nicht der Fall ist, da es ja noch genug Hamsterer gibt. Aber mit der Rationierung haben die Supermärkte denk ich einen guten Weg gefunden, dieses irrationale Verhalten einzudämmen. Die Supermärkte haben die Lage damit besser unter Kontrolle als unsere Regierung (was für eine Überleitung 😎) 
Ursula von der Leyen hat ja bereits zugegeben, dass sie und ihre Kollegen, die nunmal leider für uns verantwortlich sind, die Situation unterschätzt haben. Ja...schön...davon wird aber auch keiner mehr lebendig. Experten haben schon früh angefangen, die Regierungen zu warnen, ebenso hätte man auch durch China und Italien schon früh erkennen können, dass die Situation ernst ist. Keine Entschuldigung der Welt, macht so ein grobes Fehlverhalten, meiner Meinung nach, wieder gut. Aber okay, treten wir nicht noch nach, jetzt reagieren sie ja...oder besser gesagt: Tun so. Die Läden sind geschlossen, immerhin, nach dem Druck aus der Bevölkerung und Söders Alleingang hatte man ja auch keine andere Wahl mehr. Seit gestern sind in Hessen (wo ich lebe) auch nur noch öffentliche Zusammenkünfte mit maximal 5 Personen erlaubt, davor waren es immer noch 100. Warum so spät? Wir haben über 20000 Infizierte aktuell, als Italien solche Zahlen hatte, war die Ausgangssperre schon längst verhängt. Spanien, Frankreich, Österreich und andere Länder, die bereits die Ausgangssperre verhängt haben, haben nicht mal ansatzweise eine so hohe Zahl an Infizierten. Und statt zu reagieren, statt zu kapieren, dass die Menschen es nicht einsehen, dass sie alles, was noch nicht verboten ist, weiter tun werden, gibt man ihnen noch drei weitere Tage zum dumm sein, bevor man überhaupt erst über eine Ausgangssperre spricht. Ich bin keine Politikerin, aber ich habe in der Schule exponetielles Wachstum gelernt. Und genau dieses kann man jetzt auch bei der Verbreitung von Corona beobachten. Seit gestern sind 4000 neue Fälle festegestellt worden (von der Dunkelziffer ganz zu schweigen, aber dazu komme ich noch) sagen wir jetzt mal der Einfachheit halber, dass es sich mit dem Faktor zwei ausbreitet (der Faktor liegt in Wirklichkeit höher) dann hieße das, dass morgen Mittag um diese Zeit auf die ca. 20500 Infizierten von heute 16000 neue kommen. Gut, davon werden nicht alle erfasst, aber ungefähr so viele würden sich allein durch die 4000 neu Inzitierten von gestern auf heute anstecken, wenn der Faktor zwei wäre. Da es viel von Zufall abhängt, kann man das nicht genau berechnen. Aber ich denke es ist klar, was ich sagen will: Drei Tage mehr Zeit für die Bevölkerung, die es nicht kapieren wird, bedeutet weitere Tote, die nicht sein müssen. Und selbst wenn sich die Bevölkerung jetzt durch ein Wunder in diesen drei Tagen zusammenreißt, dann nur, um eine Ausgangssperre zu vermeiden. Sobald das Thema vom Tisch ist, finden sich alle wieder draußen. Es ist fahrlässig zu warten, es wurde schon zu lang gewartet! Und das ganze Ausmaß wird auch gar nicht erfasst, wegen der Dunkelziffer. Es wird ja nur erfasst, wer sich auch meldet. Es wird davon dann nur getestet, wer aktutes Risiko darstellt oder für den selbst die Krankheit ein Risiko darstellt. Heißt also Tausende Infizierte werden nicht getestet, kommen nicht in Quarantäne, begeben sich zu einem großen Teil auch nicht selbst in eine und laufen weiter draußen rum. Ausgangssperre! Wieso setzt man Leben aufs Spiel, wenn man es doch in der Hand hat? Die Politiker sind damit nicht besser als die Egoisten, die weiterhin draußen rumlaufen. 

Ich könnte hier jetzt noch Anekdoten bringen, die mir meine Mutter von ihrer Arbeit in der Apotheke erzählt hat und welche, die mir selbst auf der Arbeit passiert sind. Von Kunden, die einen absichtlich anhusten, Kunden, die einem sagen, dass sie krank sind und in Italien waren, Kunden, die Corona haben, sich aber weigern in Quarantäne zu gehen. Aber ich denke, wir haben alle schon das ein oder andere Beispiel von egoistischem Verhalten mitbekommen. Als Bürger bleibt uns nichts anderes übrig als weiterhin an den Verstand und die Solidarität zu appellieren, selbst richtig zu handeln und zu hoffen, dass die Regierung (endlich mal) die richtigen Entscheidungen trifft.

Ich kann hier nicht alle Quellen angeben, die ich genutzt habe, um mir eine Meinung zu bilden. Ich habe schon recht früh (etwa als es in Italien losging) begonnen, das Thema genauer zu verfolgen. Daher finde ich einige Artikel nicht mehr. Außerdem habe ich auch viele Repotagen geschaut, die ich jetzt auch nicht mehr wiederfinde. Aber ich verlinke euch mal zum Einen die kurze Erklärung zur Erfassung der Fallzahlen, auf die ich mich bezogen habe und dann noch einen sehr guten Artikel über die Ausbreitung weltweit, wo auch darauf eingegangen wird, wie andere Länder mit der Pandemie umgehen. Den kann ich sehr empfehlen (genauso wie den Text, den ich euch schon weiter oben verlinkt habe), weil auch darauf eingegangen wird, wie es überhaupt dazu kommen konnte, das aus der Epidemie in China eine Pandemie wurde, die aktuell mehr als 11000 Tote weltweit gefordert hat. Außerdem habe ich noch den Link angehängt für die "Corona-Map" aus der ich meine Zahlen beziehe, mein Stand aktuell 21. März 12 Uhr (diese weichen durch die unterschiedliche Verarbeitung minimal von denen des RKI ab). Ich nutze nicht die Original "Corona-Map", da diese nicht die deutschen Bundesländer separat erfasst, sondern eine Version davon, die eben auch diese Zahlen beinhaltet.

So jetzt habe ich mir einiges von der Seele geschrieben. Bleibt alle gesund und vor allem zu Hause!

Quelle: Ausbreitung weltweit (sehr zu empfehlen) 
Quelle: Erfassung der Fallzahlen 
Quelle: Version der "Corona-Map" der Berliner Morgenpost

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