Meine Gedanken über... mich (Teil 1)

Ich habe mir schon länger Gedanken gemacht, ob ich diesen Beitrag schreiben soll oder nicht. Ich hab immer mal wieder angefangen und es dann doch gelassen, weil es recht persönlich ist und auch Freunde meinen Blog lesen, mit denen ich nie über das Thema gesprochen habe. Aber ich habe einen ähnlichen Beitrag von einer bekannten auf Instagram gesehen und mir gedacht, dass es wohl mehreren so geht und deswegen will ich mich jetzt doch nochmal daran setzen und meine Gedanken teilen. Ich mache mir sehr viele Gedanken über mich, deswegen teile ich das auf. Ich weiß nicht, wann ich mich an die nächsten Themen setze und welche es sein werden, aber heute will ich darüber schreiben, wie ich über meinen Körper denke.
Ich bin eigentlich ein Mensch, der immer wieder sagt, dass es vollkommen egal ist, wie man aussieht, solnage man sich selbst wohlfühlt. Ich halte nichts davon, wenn in den Medien immer wieder schlank sein mit schön sein gleichgesetzt wird. Denn schlank ist nicht immer gut und dick nicht immer schlecht. Ich selbst zähle wohl eher zur Kategorie schlank, obwohl ich nicht in dieser Aufteilung denken möchte.
Ich bekomme in meinem Freundeskreis oft zu hören, dass nicht verstehen könnte, wie es ist, wenn man unzufrieden mit seinem Körper ist, weil ich ja schlank bin (und wer schlank ist, kann nicht unzufrieden sein). Manche finden es sogar wichtig, meine Figur anderen gegenüber zu beschreiben, wenn sie über mich reden. Ich wurde zum Beispiel schon bei einem Treffen mit Freunden, bei dem auch Leute dabei waren, die ich nicht kannte, von diesen Fremden mit den Worten begrüßt "Du bist ja wirklich so schlank". Als würde das irgendwas über mich aussagen. Ich kann es aber niemandem zum Vorwurf machen, dass mich dieses Verhalten verletzt, weil ich nie darüber spreche, was ich selbst denke.
Nur sehr wenige meiner Freunde wissen, dass ich sehr lange damit zu kämpfen hatte, dass ich dünn bin. Wenn man selbst weiß, dass man zu dünn ist und selbst unzufrieden ist, dann ist es eben kein Kompliment, wenn alle sowas sagen wie "Du bist schön schlank", "Du kannst essen was du willst und nimmst nicht zu" etc. Ja ich kann essen, was ich will und nehme nicht zu, aber das ist nicht immer ein Segen.
Ich war teilweise wirklich an dem Punkt, an dem ich mich gefragt habe, ob ich wirklich glücklich sein sollte. Ständig habe ich gehört, dass Leute mich beneiden würden und ich habe ja auch viele Komplimente bekommen, also musste ich doch auch zufrieden sein. Was natürlich Schwachsinn ist. Wenn ich mich nicht wohlfühle, dann ist es egal, ob andere sich in meiner Lage anders fühlen würden. Ich bin ich und nicht die anderen.
Nur eine Freundin sagte mal zu mit "Du bist zu dünn". Sie hat es glaube ich nicht so gemeint, wie ich es dann interpretiert habe. Ich habe mir danach gedacht, ja, dünn ist nicht immer gut, dünn sein, kann auch schlecht sein. Ich war nicht krankhaft untergewichtig, aber mit 1,70m und 54kg war ich an der Grenze zum Untergewicht und das wollte ich nicht.
Ich habe als Teenager angefangen immer etwas zu große Kleidung zu tragen, damit die Leute aufhören, mich auf meine Figur anzusprechen. Es hat mittelmäßig funktioniert.
Ich habe mich ca. die letzten 1 1/2 Jahre sehr bemüht, damit ich zunehme. Ich kann nicht sagen, woran es liegt, aber ich muss sehr viel essen, damit ich an Gewicht zulege. Aber ich habe mich reingehängt und habe es tatsächlich geschafft fast 10kg zuzunehmen. Ich war so glücklich, als ich mich vor ein paar Monaten auf die Waage stellte und das gesehen habe. In meinem Umfeld ist es wenig Leuten aufgefallen oder zumindest haben mich wenige darauf angesprochen. Allerdings muss ich mir vor allem innerhalb meiner Familie jetzt die ganze Zeit anhören, dass ich dick geworden wäre, dass ich doch so schön schlank war und mich jetzt hängen ließe.
Und jetzt fängt es wieder an, dass ich mich schlecht fühle, dass mich diese Aussagen beeinflussen, obwohl ich das nicht will. Obwohl ich doch eigentlich zufrieden mit meinem Körper bin, endlich! Und ich weiß nicht, was das in unserer Gesellschaft ist. Ich war sehr dünn, fast schon untergewichtig und habe Komplimente bekommen. Dabei habe ich mich unwohl gefühlt und wusste, dass das nicht gesund ist. Jetzt habe ich absolutes Normalgewicht und mir wird gesagt, ich sein dick und müsse abnehmen, obwohl ich mich wohlfühle und weiß, dass es meinem Körper jetzt besser geht.
Ich will mich von sowas nicht beeinflussen lassen, ich predige meinen Freunden immer wieder vor, dass jeder schön ist, solange er oder sie sich wohlfühlt, wie sie ist. Aber ich selbst lasse mich immer wieder verunsichern. Ich rede nie darüber wie sher ich mit mir selbst hadere, weil ich überzeugt bin von dem, was ich meinen Freunden rate und ich will nicht, dass meine Glaubwürdigkeit verloren geht, wenn ich selbst nicht nach meinen eigenen Ratschlägen leben kann. Ich sage bewusst kann, denn ich will es, aber dann ist da eben doch wieder diese Stimme, die mir Unsicherheiten einflüstert.
Ich finde es traurig, dass wir in einer Welt leben, in der man stärker beeinflusst wird durch die Unsicherheiten, die einem die Masse einredet, statt von dem eigenen Wissen und Fühlen.
Ich für meinen Teil bemühe mich, mich nicht verunsichern zu lassen, weil ich eigentlich weiß, dass ich mich wohlfühle. Niemand ist perfekt, ich war es nicht und bin es nicht. Es kann niemand den perfekten Körper haben, weil Perfektion subjektiv ist.
Ich will diesen Beitrag beenden mit eienr ganz kurzen Geschichte aus meiner Oberstufenzeit. Ich saß mit Freunden in einer Freistunde zusammen und das Thema entwickelte sich in Richtung Figur. Alle drei hatten und haben eine normale Figur, nicht dick und nicht dünn, einfach normal. Sie redeten darüber, welche Problemzonen sie hätten und gerade als ich meinen Beitrag zu der Unterhaltung abgeben wollte, wurde ich unterbrochen mit den Worten "Du bist dünn. Dünne Menschen haben keine Problemzonen. Du hast keinen Bauch, keine zu großen Oberschenkel, deine Arme schwabbeln nicht und du hast bestimmt auch keine Cellulite". Ich habe damals nichts gesagt, sie hatte recht, all das habe ich nicht. Aber ich habe zum Beispiel Dehnungsstreifen an den Oberschenkeln und der Hüfte, weil ich dort ein "schlechtes" Bindegewebe habe und ich habe auch noch andere Dinge, die ich gerne nicht hätte. Aber das bin ich nunmal, das ist halt mein Körper, ich kann ihn nicht ändern, deswegen bringt es nichts über das zu reden, was mir nicht gefällt. Ich habe Dinge an mir, die mir nicht gefallen, die ich aber nicht ändern kann, also sind sie mir eben egal und vielleicht liebe ich sie ja irgendwann.

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