[Rezension] QualityLand




Titel: QualityLand
Autor:Marc-Uwe Kling
Preis: € 18,00
Seitenanzahl: 384
Genre: Dystopie, Humor
Reihe: Einzelband
Meine Wertung: 5/5 Hühnchen 




In QualityLand wird alles von Algorithmen bestimmt. Welchen Status du in der Gesellschaft hast, welcher Partner am besten zu dir passt, welche Produkte du kaufen willst, welche Partei du wählen und welche Werbung du sehen willst, all das bestimmen Computer für dich. Alle vertrauen auf die Algorithmen und richten ihr leben nach ihnen. Doch Peter Arbeitsloser hat das Gefühl, dass in seinem Leben etwas nicht stimmt, dass die Algorithmen Fehler machen. Er fragt sich, wie man von einer perfekten Welt reden kann, wenn es Drohnen mit Flugangst, Schreibroboter mit Schreibblockade und Kampfroboter mit posttraumatischen Belastungstörungen gibt. Wenn die Maschinen menschlicher sind, als die Menschen.

Dieses Buch hat mich umgehauen!
Aber fangen wir vorne an. Es handelt sich wieder um ein Leseexemplar, dass ich lesen musste und ich bin froh darüber. Zuerst muss ich sagen, dass es von diesem Buch zwei Ausgaben gibt. Eine schwarze und eine gräuliche. Ich hatte, wie ihr sehen könnt, die schwarze. Es wird gesagt, dass die dunkle die pessimistische und die helle die optimistische Ausgabe wäre. Ich kann nicht sagen, ob das stimmt. Der Unterschied zwischen den Ausgaben liegt nur in den Unterbrechungen. Am Ende jedes Kapitels findet man einen Zeitungsartikel, Parteiwerbung, Produktwerbung oder ähnliches, was über die Medien verbreitet wird. Am Ende des Buches findet man einen Link über den man die entsprechenden Einschübe der anderen Ausgabe findet. Ich habe mir die der hellen Version durchgelesen. Es waren andere, aber von der Aussage fand ich sie sehr ähnlich. Einzig die Kommentare der fiktiven Personen darunter waren anders. In der dunklen Ausgabe gab es sowohl Zustimmung, als auch Kritik an den Artikeln. In der hellen war es ausschließlich Zustimmung. Ich denke, damit möchte der Autor den Lesern zeigen, ob und wie wir uns von den Meinungen anderer beeinflussen lassen. Und damit komm ich auch schon zum Buch im Ganzen. Es ist komplett eine Kritik an der Gesellschaft, der Politik, den Medien und dem Menschen selbst. Jeder einzelne Satz, zeigt einem auf, was bei uns alles falsch läuft. Es handelt sich zwar um eine fiktive Zukunftsgeschichte, aber so unrealistisch ist diese gar nicht. Die Menschen verlassen sich immer mehr auf Technik, lassen sich erst die Arbeit und dann auch noch das denken von Maschinen abnehmen. Der Onlinehandel glaubt zu wissen was wir wollen, bevor wir selbst es wissen. Wer nicht den vorgegeben Idealen entspricht wird in QualityLand durch ein Level-System runtergestuft und von gesellschaftlichen Ereignissen ausgeschlossen, die diesem Level nicht entsprechen. Wir bekommen von den Medien nur noch gezeigt, was uns vermeintlich interessiert. Eine App sucht unseren Partner aus und macht für uns Schluss, sobald wir laut unseren Leveln nicht mehr zusammenpassen. Mädchen bekommen als Nachnamen den Beruf der Mutter und Jungs den des Vater. Das ganze Leben wird vorgegeben, man muss nichts mehr selbst machen. Aber das bedeutet auch, dass zum Beispiel unser Hauptcharakter mit seinem Namen, Peter Arbeitsloser, schon von vornherein keine Chance bekommt, einen besseren Beruf oder ein höheres Level zu erreichen. Man kann sich nur in seinem vorgegeben Bereich bewegen. Dafür muss man sich aber auch um nichts mehr kümmern. Alles wird von Maschinen erledigt, sie ersetzen einem sogar den besten Freund und sind anders als Menschen unfehlbar. Zumindest sollten sie das sein. Die Maschinen sollen wie Menschen sein, aber keine Fehler machen. Machen sie aber doch, denn sie werden immer menschlicher und dann landen sie bei Maschienenverschrotter Peter Arbeitsloser, der sieht, dass dieses System eben nicht perfekt ist. 

Ich kann gar nicht alles aufzählen, was in diesem Buch kritisiert wird.
Zum einen sieht man, wie die Bequemlichkeit des Menschen ihn immer mehr verblöden lässt. Alles wird online bestellt, die Autos fahren allein, schwierige Entscheidungen wie zum Beispiel die Frage, wen man wählen sollte, werden einem abgenommen. Aber dennoch sagt der Mensch, dass er eigenständig und frei ist, er lässt sich nicht von Maschinen kontrollieren, er kontrolliert die Maschinen. Dass das nicht der Fall ist, wird in diesem Buch mehr als nur ein Mal klar. 
Aber auch die Art wie das Buch zeigt, dass jemand, der in eine Schublade geboren wird, auch in dieser Schublade bleibt. Nur ganz wenige schaffen es in eine andere und dafür müssen sie etwas von sich aufgeben. 
Und es gibt noch so viel mehr, was dieses fantastische Buch einem klar macht und was ich gar nicht alles in Worte fassen kann. 
In QualityLand denkt niemand mehr selbst nach, aber das bringt den Leser sehr zum Nachdenken.
Und nebenbei ist das alles auch noch verpackt in eine spannende Geschichte mit sehr viel Humor.
Und jetzt habe ich noch ein Zitat, das nicht nur die Situation der Menschen in diesem Buch perfekt beschreibt, sondern auch die, von vielen Menschen in der realen Welt. Denn QualityLand ist eine Geschichte, die uns, denke ich, auch sehr bald ereilt.
Peters dunkles Spiegelbild starrt ihn blöde an. Ein unscheinbares weißes Gesicht. Nicht hässlich, aber unscheinbar. So unscheinbar, dass Peter manchmal das Gefühl hat, sich selbst mit jemand anderem zu verwechseln. Dann glaubt er, wie jetzt, ein Fremder starre ihn aus dem Display an.
-QualityLand, Seite 14
 

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