[Rezension] Zusammen sind wir unendlich

März 25, 2019

Titel: Zusammen sind wir unendlich
Autor: Melissa Keil
Preis: € 16,99
Seitenanzahl: 320
Genre: Jugendbuch
Reihe: Einzelband
Meine Wertung: 4,5/5 Hühnchen

Story:

Sophia ist ein Genie und voller Selbstzweifel. Alle sagen ihr, sie sei nicht normal, also ist sie das auch nicht oder? Sie beherrscht keinen Smalltalk und weiß nichts mit ihrer Zukunft anzufangen. Ihre beste Freundin Elsie, der einzige Mensch, der Sophia versteht, wird zum studieren in die USA ziehen, auf die andere Seite der Welt.
Joshua ist Hobby-Zauberer und schon seit Ewigkeiten in Sophia verliebt. Auch er steht vor der Frage, was er mit seinem Leben nach der Schulzeit anfangen soll.
In ihrem letzten Schuljahr traut sich Joshua endlich, er steckt Sophia eine Spielkarte zu, die Herz zwei, für ihn eindeutig als Liebeserklärung, aber für Sophia nur ein weiteres Rätsel. Er muss sich also mehr einfallen lassen und deutlicher werden, um Sophia, das Genie, das aber von Gefühlen so wenig versteht, wie Joshua von Mathe, auf sich aufmerksam zu machen.

Meine Meinung:

Ein fantastisches Buch. Hier sind Außenseiter die Hauptcharaktere und zwar ganz unterschiedliche. Jeden dieser Charaktere kennt man irgendwie und in jedem findet man sich selbst ein Stück wieder. Selbst wenn sie unterschiedlicher Meinung sind, kann man alle verstehen.
Das Buch ist aus der Sicht von Sophia und Joshua geschrieben. Besonders bei Sophia, die auch die meisten Kapitel erzählt, merkt man, was für einen guten Schreibstil die Autorin hat. Sophia kann Logik besser verstehen, als Emotionen. Ihr Gehirn hält nie Ruhe, sie ist pausenlos überfordert und unterfordert gleichzeitig und dieses Gefühl, wie es ist mit so einem Gehirn zu leben, wenn man alles versteht und doch an den simpelsten Interaktionen scheitert, fühlt man beim Lesen, es ist, als wäre man selbst Sophia. Und ich glaube, dass in jedem auch ein Teil von ihr steckt. Es gibt keine "normalen" Menschen. Wer sagt überhaupt, was normal ist?
In diesem Buch geht es um Teenager, beeinflussbare Menschen, die sich aber nicht beeinflussen lassen wollen. Die lernen müssen, mit sich selbst zufrieden zu sein, so wie sie sind. Es geht aber auch darum, was nach der Schule kommt. Dass man seine Komfortzone verlassen muss. Dass Freunde nicht immer da sein werden, man sich aber trotzdem auf sie verlassen kann.
Dieses Buch erzählt eine Geschichte mitten aus dem Leben. Wir alle haben uns schon mal so gefühlt wie Sophia und Joshua. Wir alle standen schon an einem Punkt, an dem wir nicht weiter wussten und trotzdem weiter machen mussten.
Ich glaube, jeder findet in diesem Buch einen Charakter, in dem er sich wiedererkennt.
Eins muss ich aber sagen, wenn man sich nicht mit Naturwissenschaften, Zaubertricks und/oder Doctor Who auskennt, stolpert man beim lesen über manche Stellen. Bei Doctor Who konnte ich locker mithalten, bei den Naturwissenschaften zwar nicht bei allem, aber es ging. Aber die Zaubertricks? Was zum Teufel ist ein Shuffle? ^^"

"Der beste Ratschlag, den du mir anbieten kannst, stammt also von der Toilette? Soll das eine Metapher für mein Leben sein?"
- Seite 16

"Egal, wie sehr ich mich bemühe, am Ende bin ich doch wieder ... eine Enttäuschung."
- Seite 70

Und trotzdem scheinen die ganzen schlauen Leute hier, die sich für mein Leben zuständig fühlen, offenbar entschieden zu haben, dass nichts, was ich tue, von Bedeutung ist, wenn ich dabei nicht ununterbrochen lächle.
- Seite 77

"[...] Es ist doch nicht deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht. Vielleicht solltest du dich nicht ständig bis zur Unkenntlichkeit verbiegen, nur damit sie zufrieden sind. [...]"
- Seite 153

"[...] Das ist so eine Verschwendung von Energie, dieser ewige Drang, makellos zu sein..."
- Seite 192

Die ätzende Erkenntnis, dass ich nichts habe, worauf ich mich freuen könnte, außer diesem Gefühl, ziellos und bedeutungslos durch die Welt zu irren, macht mich fertig.
- Seite 232

"[...] Können Sie sich vorstellen, dass ich mich früher nie verkehrt gefühlt habe, bis die Leute damit anfingen, mir einzureden, dass ich irgendwie wieder in Ordnung gebracht werden muss?"
- Seite 255