[Rezension] Sendbo-o-te



Titel: Sendbo-o-te
Autor: Yoko Tawada
Preis: € 12,90
Seitenanzahl: 200
Genre: Fiktionaler Roman
Reihe: Einzelband
Meine Wertung: 3/5 Hühnchen 



Story: 

Yoshiro und sein Urenkel Mumey leben in einem Japan, das nach einer Katastrophe von der Außenwelt abgeschottet wurde. Und auch in einer Zeit, in der alle Kinder krank geboren werden und die alten Alten, zu denen auch Yoshiro gehört, immer älter werden. So kümmert sich auch der inzwischen über hundertjährige Yoshiro um den kranken Mumey. Da Yoshiro noch das alte Japan kennt, fragt er sich, ob es den Menschen in anderen Ländern, die er mal bereist hat, genauso ergeht. Währenddessen versucht eine Untergrundorganisation ausgewählte Kinder, sogenannte Sendboten, zu Forschungszwecken ins Ausland zu schmuggeln und fasst dabei auch den kleinen Mumey ins Auge.

Meine Meinung:

Das Buch hat mir eine Kollegin ausgeliehen, die ein genauso großer Japan-Fan ist wie ich. Und wie bei allen japanischen Büchern, ist das Buch zwar dünn, aber definitiv nichts für zwischendurch. Der Schreibstil ist mal wieder gewöhnungsbedürftig. Während das halbe Buch aus Yoshiros Sicht erzählt ist, wechselt das in der zweiten Hälfte immer wieder zwischen verschiedenen Personen, obwohl ich mir da dann bei ein Paar Ereignissen eher Yoshiros Sicht gewünscht hätte. Zum Beispiel am Ende. Ich habe das Ende nicht wirklich verstanden. Na ja, das stimmt nicht ganz, ich habe das Ende schon verstanden, aber ich weiß nicht, wie ich den letzten Satz interpretieren soll. Es ist sehr abrupt und offen, was aber auch zur Geschichte passt. Eine Geschichte, die zwar sehr ruhig und Spannungsbogen erzählt wird, aber trotzdem sehr erschreckend ist und einen beschäftigt. Ich finde sowohl die Abschottung, als auch den Gesundheitszustand sehr realistisch. In den aktuellen Nachrichten hört man immer häufiger von der erstarkenden Rechten in allen möglichen Ländern. Und Deutschland hat schließlich schon selbst erlebt, was eine erstarkende Recht bedeutet. Länder, die ihre Grenzen schließen und die Bevölkerung einsperren, ist also gar nicht so unrealistisch bei der aktuellen politischen Lage. Und auch das Verhältnis zwischen Alt und Jung kann jetzt schon beobachtet werden (und ist ja auch Kritikpunkt Nr. 1 unseres Rentensystems). Die Menschen werden immer älter, aber es tauchen auch immer wieder Krankheiten auf, die bereits als ausgerottet galten und was mich persönlich in meinem Umfeld am meisten erschreckt, ist, dass immer mehr Menschen Krebs haben. 
Ich finde diese Welt, die in Sendbo-o-te beschrieben wird, ist vielleicht etwas überspitzt, aber nicht unrealistisch.  
Mumey erwiderte in einem singenden Ton: "Erwachsene können leben, auch wenn die Kinder sterben. Wenn die Erwachsenen aber sterben, dann können die Kinder auch nicht mehr leben."
- Seite 53
[...] Als sich die Alten klar darüber wurden, dass sie ihre Kinder ja selbst durch ihr unpolitisches Verhalten in diesen jämmerlichen Zustand gebracht hatten, fühlten sie sich schuldig, und sie empfanden die Festatmosphäre olötzlich als drückend und stickig. [...] Yoshiro sah keinen Sinn darin, in seiner Generation das hohe Alter zu zelebrieren. Natürlich war es gut zu leben. Aber für die Alten war es so normal geworden, dass es nicht mehr nötig war, es auch noch zu feiern. Sollte man bei der wahnwitzigen Sterblichkeitsrate bei Kindern nicht eher feiern, wenn sie heute wieder einen Tag länger gelebt haben?
- Seite 131
Kleider, Saft und Schuhe verweigern hartnäckig die Zusammenarbeit. Die Uhrzeiger denken nur an sich selbst und bewegen sich kaltblütig in ihrer Richtung fort. Es wäre doch genug, wenn wir dann in die Schule gingen, wenn wir es wirklich wollen.
- Seite 139
"Aber wir bereiten ihnen doch eine Menge Mühen!"
"Leuten Mühe bereiten ist eine tote Redeweise! - Merkt euch das gut: Vor langer Zeit, als die Zivilisation noch nicht ausreichend entwickelt war, unterschied man zwischen nützlichen und unnützen Menschen. Ihr dürft diese Denkweise nicht übernehmen."
- Seite 166

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