#BlackLivesMatter schon immer

Ich muss mir da mal wieder was von der Seele schreiben.
Ich denke an #BlackLivesMatter kam in den letzten beiden Wochen keiner vorbei. Eine tolle Bewegung, die (leider) absolut nötig ist und Gehör verdient. Aber nicht erst seit zwei Wochen. Und das ist es, was mich an der aktuellen Situation stört. BLM ist eine internationale Bewegung für die Rechte der Afroamerikaner bzw. gegen die Gewalt gegen diese. Entstanden ist die Bewegung aus der Afroamerikanischen Gemeinschaft in den USA, inzwischen zählen sich aber Menschen aller möglichen kulturellen und ethnischen Gemeinschaften dazu. Diese Bewegung gibt es seit 2013. Afroamerikaner begegnen Gewalt in Amerika und anderswo auf der Welt seit Jahrhunderten. Wieso kommt diese massive Aufmerksamkeit erst jetzt? Meine Theorie dazu: Social Media.

Ich habe in den letzten Tagen vermehrt gewisse "Trends" gesehen, die in Social Media zu diesem Thema stattfanden. Versteht mich nicht falsch, ich finde, dass Social Media eine tolle Möglichkeit ist, die wir auf jeden Fall nutzen müssen, um auf verschiedenste Themen aufmerksam zu machen. Aber leider sind die Plattformen auch voll von Mitläufern, also Leuten, die einfach nur mitmachen wollen, auch wenn sie vielleicht gar keine Ahnung haben, worum es geht. Das konnte man damals bei der Ice Bucket Challenge ja auch schon beobachten. Den wenigsten, die da mitgemacht haben, war überhaupt bewusst, worum es bei der Aktion ging und so wurden auch nicht immer die wichtigen Informationen und Links zu ALS geteilt. Und das beobachte ich hier wieder. Am 1. Juni haben viele ein schwarzes Bild geteilt, um Solidarität zu zeigen (obwohl es wohl eher um ein kollektives Aufmerksam machen ging, denn es fällt auf, wenn plötzlich "alle" dasselbe Bild posten). Bei einigen konnte man dazu auch die Aufforderung lesen, sich zu informieren oder zu spenden. Aber es gab auch mehr als genug Seiten, die einfach nur mitgemacht haben, ohne # ohne Informationen und das hilft doch keinem. Klar, sie können sagen "ich war dabei", aber niemand hat was davon. Es gab ja auch schon diverse Influencer (ich hasse dieses Wort), die bei Demos waren, eben nur um zeigen zu können "ich war dabei". Und das regt mich unheimlich auf. Es stört mich generell schon, dass diese ganze Aktion momentan eher wie ein Trend und nicht wie ein Umdenken verläuft (das erkläre ich gleich noch), aber es dann auch noch bewusst auszunutzen ist ekelhaft.

Warum glaube ich, dass kein Umdenken stattfindet? Ganz einfach. Es wird immer nur von George Floyd gesprochen. Die Gewalt gegen Afroamerikaner wird in der Öffentlichkeit dargestellt, als wäre sie erst mit dem Mord an George Floyd aufgetaucht oder hätte zumindest erst seitdem ihren Höhepunkt erreicht. Und das eine falsche Darstellung. Wie gesagt BLM wurde vor sieben Jahren gegründet. Der Satz, den auch George Floyd gesagt hat, "I can't breathe" ist vorher schon mehr als einmal gefallen. Es gibt beispielsweise ein Buch aus dem Jahr 2017, das sich mit dem Tod von Eric Garner befasst. Er wurde von einem Polizisten erwürgt, auch bei ihm ging damals ein Video viral, in dem man den Mord sah und hörte, wie er sagte "I can't breathe". Auch daraufhin folgten natürlich Proteste, aber bei Weitem nicht so groß wie es momentan der Fall ist. Tausende, wenn nicht sogar Millionen Menschen wurden weltweit schon wegen ihrer Hautfarbe ermordet, was ist an George Floyd anders? Ich kann es nicht sagen. Natürlich finde ich es gut, dass das Thema endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient, denn es gibt absolut keinen vernünftigen Grund jemanden nur aufgrund seines Äußeren anders oder schlechter zu behandeln oder sogar umzubringen. Zumal in einem Land, das nur aus Immigranten besteht und in dem nur deshalb so viele Afroamerikaner leben, weil sie damals als Sklaven dorthin verschleppt wurden. Über die Dummheit von Rassismus muss ich hier glaube ich gar nicht erst anfangen. Aber so wie es jetzt publiziert wird, entwickelt es sich zu einem Trend. Man hat den Eindruck, dass viel mehr Leute dabei sind als es tatsächlich der Fall ist. Denn in der heutigen Zeit folgt man einem solchen gesellschaftlichen Druck. Um Klicks, Likes und Aufmerksamkeit zu bekommen, aber sobald das Hoch vorbei ist, schwindet bei vielen auch wieder das Interesse. Nicht bei allen, da bin ich mir sicher. Ich hoffe auch, dass das alles Auswirkungen auf die US-Wahlen haben wird, aber ich denke (leider), dass das Thema, wie so oft schon, wieder untergehen wird, sobald das nächste kommt, worauf sich die Leute stürzen können.

Das wäre eigentlich ein guter Abschluss für den Beitrag gewesen, aber einen Punkt habe ich noch. Probleme sind unterschiedlich groß, aber sie sind immer noch Probleme! Ich habe vor kurzem auf Instagram einen Beitrag zur aktuellen Mehrwertsteuersenkung gesehen, es ging dabei um eine kurze Kritik, dass diese Senkung wohl nicht beim Verbraucher ankommen würde (sehe ich auch so, aber das ist ein anderes Thema). In den Kommentaren habe ich dann einen Beitrag gesehen, in dem es hieß, dass es doch vollkommen unwichtig sei über sowas zu reden, wenn man sich die aktuelle Situation in Amerika ansehe, wüsste man, was wirkliche Probleme seien. Das hat mich wütend gemacht. Die beiden Probleme sind absolut nicht miteinander zu vergleichen. Abgesehen davon, dass sich das eine auf dem Gebiet Wirtschaft und das andere, auf dem der Menschenrechte bewegt, reden wir auch über unterschiedliche Länder. Wir haben auch in Deutschland Diskriminierung und Rassismus und das auch nicht erst seit gestern, keine Frage. Aber hier dürfen Polizisten auch nicht einfach grundlos jemanden ermorden. In dieser Hinsicht geht es uns hier definitiv besser, nicht perfekt, aber besser. Und genau das ist es: Hier ist auch nicht alles perfekt. Nicht nur an einer Stelle, sondern an vielen. Wir haben viele Probleme, andere als in Amerika, vielleicht auch kleinere, aber hier sind es nun mal die Probleme, mit denen wir leben müssen. Und es ist ein Problem, wenn die Mehrwertsteuer gesenkt wird, damit der Verbraucher ein bisschen was spart, sich aber stattdessen die Supermärkte die 2% einstecken (es bleibt natürlich abzuwarten, was tatsächlich passiert). Und, so hart das jetzt auch klingen mag, aber wir hier in Deutschland können in Amerika nicht wählen, wir hier in Deutschland beeinflussen auch nichts in den Köpfen der Amerikaner, wenn wir hier auf die Straße gehen (Corona scheint dort ja auch kein Thema mehr zu sein oder?). Solidarität ist eine ganz tolle und wichtige Sache, das sehe ich definitiv so, aber nur, wenn sie in der richtigen Form passiert. Wir haben zum Beispiel von hier aus die Möglichkeit Organisationen in den USA zu unterstützen, die dann wiederum dort aktiv handeln können. Damit ist mehr geholfen als Probleme in Deutschland nicht mehr zu besprechen und stattdessen hier über die USA zu reden, was dort überhaupt nicht ankommt.
Und abschließend zum Thema Spenden. Am einfachsten kann man sich über die Social Media Accounts von amerikanischen Promis informieren, wohin man spenden kann. Diese arbeiten oft bereits mit seriösen Organisationen zusammen. Und dann ist es auch immer sinnvoll nachzudenken, was mit dem Geld eigentlich gemacht werden soll. Der Familie von George Floyd wurden ca. 8 Millionen Dollar gespendet, da ist ja nett, aber hilft keinem anderen Afroamerikaner. Das Geld wäre bei einer Organisation, die auch politisch etwas bewirken kann, besser aufgehoben gewesen (ich weiß nicht, ob die Familie das Geld womöglich spenden wird).

Abschließend also nochmal mein Appell: Denkt nach, schwimmt nicht einfach nur mit dem Strom, bildet euch nachhaltig eure Meinung und versucht, das Thema nicht zu einem temporären Trend werden zu lassen, es geht schließlich um Leben und nicht um Klicks.

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