Ich bin intolerant gegenüber intoleranten Menschen


Der Pride Month endet und ich habe diesen Monat viele Stimmen dagegen gehört, Argumente wie: Warum braucht man jetzt extra einen Monat für die LGBTQ+ Community? Warum müssen sie sich immer so in den Vordergrund drängen und sich als Opfer darstellen? Ich habe sogar eine Diskussion über Youtube verfolgt in der einer schrieb, er habe ja nichts gegen Homosexualität, aber wenn man es so verherrlichen würde, wäre es ja kein Wunder, dass die Stimmen dagegen lauter würden, die LGBTQ+ Community wäre ja also selbst Schuld. Er brachte dann als Argument, dass in Filmen und Serien immer mehr gleichgeschlechtliche Paare und transsexuelle Charaktere eingebaut würden, nur weil das von der Community verlangt würde. Ich glaube, er hat bei seiner Argumentation ausgelassen, dass es sich um existierende Sexualität handelt und eine realistische Serie oder ein realistischer Film nunmal das reale Leben zeigt. Es geht nicht um Verherrlichung, sondern um eine Tatsache. 


Seine Grundmeinung, dass es diesen Monat nicht braucht, teile ich allerdings. Nur sind meine Gründe andere. Ich finde es traurig, dass die LGBTQ+ Community so separat behandelt werden muss, dass es einen extra Monat braucht, um darauf aufmerksam zu machen, dass man auf sich stolz sein kann, egal wer man ist. Es ist traurig, dass immer noch so viel Diskriminierung herrscht. Unbegründete Diskriminierung (wie bei den Frauenrechten). So viel ich auch darüber nachdenke, ich kann nicht verstehen, wo dieser Hass herkommt. Und sich mit diesen Leuten zu unterhalten, macht es nicht leichter. Eigentlich bin ich ja immer der Meinung, eine Diskussion ermöglicht es allen Parteien, das Gegenüber zu verstehen. Deswegen gehe ich auch nie einer Diskussion aus dem Weg. Ich hoffe immer, dass meine Argumentation doch etwas erreicht und auch, dass ich meinen Diskussionspartner besser verstehen kann, auch wenn ich ihn vielleicht nicht umstimme. Aber ich erreiche auch meine Grenzen. Ich kann Intoleranz gegenüber Lebensstilen verstehen, die ein Mensch bewusst wählt. Ich kann Intoleranz gegenüber Vegetarismus verstehen, gegenüber Polygamisten, gegenüber bestimmten Meinungen. Auch wenn ich die Abneigung nicht teile und selbst der Meinung bin, dass etwas, das mich in meinem Leben nicht beeinträchtigt, egal ist. Aber Hass gegenüber einem Lebenstil oder einer Person, wegen deren Sexualität, Herkunft, Hautfarbe etc. kann ich nicht verstehen. Das ist im Prinzip Hass gegenüber der Natur. Wie kann man jemanden dismkrinieren für etwas, wofür diese Person nichts kann? Wie kann man sich hinstellen und behaupten "Meine Gefühle sind richtig und deine falsch"? Was muss in einem Gehirn passieren, um so eine Aussage über die Lippen zu bekommen?
Und mit solchen Leuten kann ich dann auch nicht vernünftig reden. Ich weiß von Anfang an, dass meine Argumentation ins Leere laufen würde. Ich weiß, dass es bei diesen Menschen nicht an zu wenig Wissen liegt (obwohl ich sie gerne als dumm bezeichne, weil ich schon der Meinung bin, dass ihnen ein großer Teil an Erfahrung und Wissen verloren geht durch ihre Engstirnigkeit). Es ist die Erziehung. Man merkt es ja oft bei älteren Leuten, sie kennen es nicht anders. Aber auch noch viele Junge werden so erzogen. Ich habe das Pech in meiner Familie so ein Kind zu haben, dass einfach unfassbar intolerant erzogen wurde (wenn man da von Erziehung sprechen kann, aber das ist ein anderes Thema). Ich weiß, dass er nichts dafür kann, dass er es nicht anders gelernt hat, aber dennoch kann und will ich mit ihm nichts zu tun haben. Ich ertrage solche Menschen nicht und es ist für uns beide besser, wenn der Kontakt auf das Minimum reduziert ist. Aber dennoch finde ich es traurig, dass ein junger Mensch im 21. Jahrhundert so unaufgeklärt ist. Dass so viele junge Menschen so sind und dass es dann eben auch sowas wie den Pride Month geben muss. Dass ein Coming Out immer noch als so große Sache behandelt wird. Dass man über jemanden spricht und seine Sexualität als Charakterbeschreibung ausreicht. Dass schwul als Beleidigung verwendet wird. Und und und. Ich finde es traurig für die Menschheit. Ich kann das Gefühl nicht anders beschreiben, es ist Unglaube, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit.
Klar kann man jetzt auch sagen, dass die LGBTQ+ Community wächst, immer mehr Leute sich trauen, offen zu sein. Aber dann frage ich mich nur: Warum muss man sich erst trauen? Warum ist es nicht selbstverständlich? Warum muss man sich outen? Was ist so wichtig daran, wen man liebt, ob man liebt und wie man liebt? Was interessiert andere so sehr an meinen Gefühlen? Was wurde aus leben und leben lassen?
Ich könnte hier noch ewig weiter solche Fragen stellen, die sich mir immer wieder stellen, sobald ich mit der Gesellschaft konfrontiert werde. Aber ich denke es ist klar, worauf ich hinaus will. Wir leben noch lange nicht in einer modernen und aufgeklärten Welt und dank des, vom Menschen ignorierten, Klimawandels haben wir vielleicht auch gar keine Zeit mehr in eine solche Welt zu kommen. Und es handelt sich auch hier um ein vom Menschen gemachtes Problem. Niemand kann mir erzählen, dass er sich angegriffen fühlt von einer anderen Sexualität. Dabei wären alle so viel glücklicher, wenn wir aufhören würden so viel über andere Leben nachzudenken und uns mehr mit uns selbst beschäftigen würden. Und genauso darf man Intoleranz keine Plattform bieten, indem man sich davon verletzen lässt. Ich weiß, es klingt leichter als es ist. Aber das wichtigste ist immer, dass man selbst mit sich und seinem Leben glücklich ist, sich selbst liebt.


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