Meine Gedanken über... Verschwörungstheoretiker*innen

Verschwörungstheoretiker*innen gab es schon immer und man darf nicht vergessen, dass heute angesehene Wissenschaftler*innen zu ihrer Zeit als Verschwörungstheoretiker*innen galten. Was ich damit sagen will, nicht jede Theorie ist am Ende falsch, ABER bis es einen Beweis gibt, bleibt es eine Theorie und das ist was vollkommen anderes als eine Tatsache oder ein Fakt. Und das ist es, worüber ich mir diesmal Gedanken mache.
Ich hatte in meine Umfeld im letzten Jahr Kontakt mit ein paar Verschwörungstheoretiker*innen und bin der ganzen Sache erstmal sehr offen begenet. Ich für meinen Teil habe bei keiner der Theorien, die ich gehört habe (überwiegend natürlich zu Corona) auch nur eine Sekunde daran geglaubt, dass sie stimmen könnte, weil sie einfach zu absurd waren. Aber die Leute, mit denen ich gesprochen habe, waren vollkommen davon überzeugt und das hat mich interessiert. Ich wollte verstehen, wieso sie etwas glauben, dass so offensichtlich abwegig ist. Denn es waren keine "dummen" Leute, was ja immer wieder das Klischee ist. Ich habe ihnen also zugehört, natürlich aber auch Fragen gestellt und für meine Sicht argumentiert, dabei aber immer wieder deutlich gesagt, dass ich niemanden verurteile für das, woran er/sie glaubt. Manchen habe ich aber auch klar gesagt, dass ich mir Sorgen mache, weil sie auf Internetseiten und Videos reingefallen waren, die ganz klar dazu gedacht waren, Leute auf die rechtsradikale Seite zu ziehen, indem man Angst schürt.
Bei all diesen Gesprächen musste ich aber leider eine Gemeinsamkeit festellen: Egal wie verständnisvoll man ihnen begegnet und egal wie viele Nachweise man gegen die Theorie anbringen kann, sie hören nicht zu. Ich halte nichts davon Leute Charaktereigenschaften zuzuschreiben, nur weil ich weiß, dass sie zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe gehören, aber bei den Verschwörungstheoretiker*innen, mit denen ich geredet habe, musste ich feststellen, dass alle gleich reagieren und argumentieren (nämlich gar nicht). Alle waren erstmal begeistert, dass ich ihnen zuhöre und wollten mir ihre Theorien mitteilen, aber in dem Moment, in dem ich nachgefragt habe, wie diese Theorie bewiesen werde oder wieso sie sie glauben, kam keine klare Antwort mehr. Immer wieder habe ich nur zu hören bekommen "Das würdest du nicht verstehen", "Das ist sehr kompliziert", "Da gibt es im Internet ganz viel zu, guck da mal" etc. Keine*r konnte mir seine/ihre Theorien erklären, sie haben alle einfach nur an das Endprodukt geglaubt, aber wie man da hin kommt, keine Ahnung (so haben sie es natürlich nicht zugegeben, aber das war offensichtlich). Und wenn ich dann eben meine Sicht erklärt und belegt habe kamen nur Augenrollen oder ein genervtes "jaja" oder auch "Ich kenne deine "Quellen"". Ich habe also zugehört und mir Mühe gegeben, aber keine Infos bekommen, mir hingegen wurde aber nicht zugehört bzw. ich wurde nicht ernstgenommen. Obwohl ich mit all diesen Leuten deshalb ins Gespräch kam, weil sie mir erzählt haben, dass ihnen keiner zuhört und sie nicht ernstgenommen werden, was sie unfair finden. Und an dem Punkt habe ich dann auch bei allen verstanden, warum sie den Verschwörungstheorien verfallen sind. Alle wollten sie nur hören, was ihnen passt, was zu dem passt, was sie eh schon glauben.
Nur leider ist die Welt eben nicht so, wie wir sie gerne hätten.
Ein anderes Problem, das alle Leute hatten, mit denen ich gesprochen habe, war, dass sie den Unterschied zwischen Theorien und Tatsachen/Fakten nicht kannten. Eine Theorie wird zu einem Fakt sobald sie bewiesen wurde bzw. ihr Gegenteil wird zum Fakt sobald sie widerlegt wird. Theorien kann man viele haben. Ich kann zum Beispiel die Theorie aufstellen, dass Katzen die Weltherrschaft übernehmen wollen. Ich kann auch die Theorie aufstellen, dass auf einem anderen Planeten Wesen leben, die aussehen wie Zuckerwatte und uns beobachten wie Reality Fernsehen. Ich kann im Prinzip alles behaupten. Deshalb ist es aber nicht wahr. Erst wenn ich beweise dafür habe, kann auch dieser Theorie ein Fakt werden. Ein bloßes "Das ist so" reicht nicht, es braucht ein "Das ist so, weil..." und dann muss das "weil" stimmen.
Ich habe selbst eine blühende Fantasie und wenn ich dann jemanden von verrückten Ideen erzähle und wenn mir daraufhin gesagt wird, dass das Blödsinn sei, sagte ich meistens "Das kannst du nicht wissen". Natürlich meine ich diese verrückten Ideen nie ernst, aber der Punkt ist, dass man es nicht wissen kann. Wir können nicht wissen, ob vielleicht ein paar von den absurden Theorien der Verschwörungstheoretiker*innen wahr sind, aber sie können es auch nicht wissen. Und bei den Theorien, die eindeutig widerlegt werden können, weil sie zum Beispiel durch Missverständnisse oder zusammenhanglose Aussagen entstanden sind, muss nunmal akzeptiert werden, dass sie Blödsinn sind, auch wenn sie gut ins eigene Weltbild passen.
Normalerweise würde ich jetzt sagen, verurteilt niemanden vor, gebt den Leuten eine Chance sich zu erklären und bleibt offen dafür, aber mit dieser Einstellung bin ich sehr schlecht gefahren. Ich musste Freundschaften beenden, weil es für mich ein No-Go ist, wenn mich mein Gegenüber nicht für voll nimmt und auch noch Ignoranz und Intoleranz an den Tag legt. Also mein Fazit: Wenn ihr jemanden trefft oder kennt, der/die dabei ist diesen Verschwörungstheoretiker*innen zu verfallen (denn es sind nicht die Theorien, die locken, sondern die Art der Theoretiker*innen, die alles so einfach machen), dann redet mit dieser Person, unbedingt. Denn wenn man erstmal in dieser Argumentationsstruktur feststeckt, kommt man nicht mehr mit Logik da raus und die meisten Verschwörungstheoretiker*innen im Netz kommen von der rechtsradikalen Seite. Wenn aber jemand so tief drinsteckt, dann kann man da leider nicht mehr viel machen. Natürlich gibt es Ausnahmen, es gibt einige Leute, die es wieder rausgeschafft haben. Und man sollte auch das Gespräch suchen, aber dann eben sehr vorsichtig sein. Ich bin in meinen Gesprächen wahrscheinlich zu schnell auf die logische Ebene gegangen und hätte länger auf der emotionalen und verständnisvollen bleiben sollen. Denn die meisten verfallen deshalb diesen Verschwörungstheorien, weil sie sich in anderen Bereichen ihres Lebens unterlegen fühlen. Hier haben sie einen Bereich gefunden, in dem sie mal sagen können "Ich habe es verstanden und für dich ist es zu kompliziert", man darf ihnen also nicht das Gefühl geben, dass sie wieder "die Dummen" sind, gleichzeitig muss man ihnen aber auch klar machen, dass sie teils auf Lügen reingefallen sind und es sich beim Rest nur um unbewiesene Theorien handelt. Ein Drahtseilakt also.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Meine Gedanken über...Corona

Weltkatzentag 2019

[Lesemonat] Juli 2022